Warum genau hatte ich zugestimmt, als Dominik den Vorschlag machte, gemeinsam ins Trainingslager nach Mallorca zu gehen um uns auf die kommende Saison vorzubereiten? Er war immerhin vor zwei Jahren schon mal dabei gewesen, aber ich?

Ganze 130km in den Beinen dieses Jahr, wenig Laufkilometer und nur mal noch ein bischen Rollentrainer. Die Voraussetzungen waren nicht ganz so ideal für mich. Aber gut, von nix kommt nix wie es so schön heisst. 

Gebucht haben wir bei Philipp's Bike Team, einem kleinen familiären Veranstalter mit Hauptsitz Santa Ponsa, für das Haupthotel Sentido Punta del Mar. 

Schon am Flughafen in Basel haben wir einige weitere Velourlauber ausmachen können, die bereits am Gate im Vereinsdress erschienen. Unser Gepäck war eher light... Zwei Sätze Veloklamotte, Helm und Schuhe, ansonsten nur noch ein paar T-Shirts und eine Jeans. Es war ja zu erwarten, dass wir abends eher müde sind als noch gross in Ausgehlaune. 

Einmal im Hotel angekommen, holten wir unser Leihvelo. Und das sollte Carbon sein? Mein Trek Madone daheim war kein Carbon (sondern Kondition) und gefühlt nicht schwerer als das. Vielleicht liegt's ja am 3-fach Kettenblatt, das mir Dominik bestellt hatte, so dass ich ein bischen mehr Möglichkeiten am Berg hätte?

Am schwarzen Brett waren die Details des Prologs der jeweiligen Gruppen angeschlagen. Hai 95km, Roller 66km, Geniesser 54km, Mixed 40km. Und meine innere Debatte begann....Mixed oder Geniesser? Geniesser oder Mixed? Eigentlich wollte ich in einer reinen Rennvelogruppe fahren, aber würde ich Geniesser denn schaffen? Nicht unbedingt angesichts der Durchschnittsgeschwindigkeit aber wegen der Höhenmeter? 

Beim Abendessen und dem nachfolgenden Briefing wurden meine Bedenken nicht weniger sondern mehr. Da waren soviele andere Stammgäste dabei, die rein nach dem äusseren zu urteilen weder Haie noch Mixed oder No Limits (= no limit nach unten oder nach oben, man fährt soweit und so schnell wie der schwächste kann) waren. Ich sah die schon all bei den Geniessern, und damit des Geniesserniveau nach oben rutschen. 

Und so ging ich einigermassen nervös früh schlafen. Die eine Sorge meine Leistungseinschätzung, die andere das Wetter. Denn aktuell regnete es seitwärts vom vielen Wind. 

Blick aus dem Zimmer am Anreisetag Gleicher Blick am nächsten Morgen

 

Das Wetter am Sonntag Morgen war zwar noch nicht ganz ideal, aber immerhin trocken und weniger windig. Meine Nervosität war aber natürlich immer noch da... Und wurde auch nicht wirklich besser im Theorieteil über Technik und Fahrsicherheit. Ganz unabhängig davon sollte man aber in jedem Fall diese gute halbe Stunde an Informationen mitnehmen, vor allem als Gruppenfahrerneuling. Peter erklärte uns die Eigenheiten der Strassenbeläge und damit verbundenen Rutschgefahren und die Verkehrsregeln. Besonders wichtig: Ein Pulk von Rennradfahrern im Kreisel gilt als EIN Verkehrsteilnehmer, d.h. kein coche darf sich reindrängeln. Theoretisch. Auch wichtig: Velofahrer dürfen nicht links abbiegen. Theoretisch. Praktisch tun wir das aber doch. Auch die Handzeichen wurden gut erklärt, denn die Kommunikation muss ja bis zum Lumpensammler durchdringen. 

 

Um 12 Uhr gings dann los...Die Techniktheoretiker mit Peter auf den Praxisteil, der Rest in den jeweiligen Leistungsgruppen. Wir waren etwa 9 Fahrer, die das eben gehörte über Kurven und Abfahrten auch in der Praxis nochmal üben wollten. Die knapp 25km waren so angelegt, dass wir im Prinzip alles mal ausprobieren konnten und ich wurde wieder etwas selbstsicherer, auch, weil ich nicht das schwachste Glied der Kette war (das liegt mir nämlich gar nicht). Highlight: Die Aussicht!

 

Nach einer Kaffeepause im Café Schwarzwald in Paguera schloss ich mich, zusammen mit drei weiteren tapferen Mädels, den "Geniessern" an. Nach Haien und Rollern die dritte Leistungsgruppe, in der man ein Durchschnittstempo von ca. 19-21 km/h fährt, an den längeren und härteren Tagen aber auch an die 1700hm bzw. 95km. Aber für heute ging es ja nur noch zurück nach Santa Ponsa, und diese 20km waren genau richtig zum ausprobieren, ob das Tempo funktioniert. 

Zurück im Hotel bei einem (alkoholfreien) Weissbier habe ich dann mal mutig entschlossen, morgen den Küstenritt ebenfalls mit den Geniessern zu fahren. 1711hm und 85km. Schau mal mal!

Und der abendliche Blick vom Hotelzimmer ist auch in Ordnung...der morgige Tag kann kommen!