Als der erste grosse Feuerwagen direkt vor uns stehen blieb traten wir instinktiv einen Schritt zurück. Die Flammen schlugen einige Meter hoch bis direkt zu unserem Fenster im ersten Stock, in einem der ältesten und denkmalgeschützen Gebäudes der Stadt. Auch die Hitze war deutlich zu spüren und trotz der geschlossenen Fenster drang der Geruch der brennenden Chienbäsen herein. Wir konnten nur erahnen, wie der Rauch den Zuschauern, die direkt unten an der Strasse standen, in den Augen brennen musste, wie heiss sich das Feuer anfühlen musste. 

 

Feuer hat bei der Austreibung des Winters seit jeher in der Alpenregion eine grosse Rolle gespielt. Schon vor 200 Jahren wurde auf der Burghöhe bei Liestal am Funkensonntag ein Höhenfeuer angezündet. Der Chienbäse-Umzug in Liestal entstand Anfang des 20. Jahrhunderts, wohl auf Betreiben des Liestaler Konditormeisters Eugen Stutz, wie es hier nachzulesen ist. 

Die Chienbäse werden von den Trägern selbst gebaut, das ganze wird organisiert durch den Chienbäse-Verein und unterstützt von der Stadt Liestal, so wird das Chien, also das harzige Föhrenholz, kostenlos zur Verfügung gestellt. Die erfahrenen Bauer stehen Neulingen und dem Nachwuchs zur Seite, es gibt sicher eine Anzahl von Tricks, wie der Chienbäse am besten zu bauen ist so dass er möglichst gleichmässig und schön abbrennt, und bei einem Gewicht von teils bis zu 100kg auch noch sicher zu tragen ist.

Zusätzlich sind auch sogenannte "Füürwäge", schmiedeeiserne Feuerwagen, Teil des Umzugs. Diese werden lichterloh brennend von den Männern und Frauen durch die Gassen gezogen.

Am Abend des Fasnachtssonntags ist es dann soweit: Um 19.15 Uhr beginnt der Umzug, wobei einige Cliquen mit Laternen die Vorhut bilden. Die Chienbäse werden auf dem Burghügel angezündet und der Zug bewegt sich auf die Innenstadt zu. Das Törli, der Eingang zur Innenstadt, ist ein besonders spektakulärer Punkt der fast kilometerlangen Route. Hier brennen die Chienbäse bereits voll und vor allem die Feuerwägen mit meterhoch schlagenden Flammen hinterlassen Spuren an dem vielleicht 5m hohen Durchgang des Törli. Die Aktiven rennen durch das Tor hindurch, sofern möglich in Anbetracht der schweren Besen. Natürlich steht die Feuerwehr bereit um falls nötig einzugreifen. 

Die Träger der Chienbäsen schützen sich teils mit voller Feuerwehrmontur, Militärmänteln oder ähnlichem und Helmen oder zumindest wohl feuerfest imprägnierten Hüten. Die Bäsen brennen weit herunter, teils direkt an der Schulter des Trägers, dem auch die Glut auf den Rücken fallen kann.

Definitiv ein Spektakel der besondern Art, das wir quasi in der ersten Reihe an der Rathausgasse geniessen durften. Danke an Nicole und ihre Kollegen des Physioteams

Weiterführende Links:

Chienbäse Verein 

Telebasel Beitrag

Wikipedia